Unsere Geschichte (bzw. das, was wir seit 1668 davon wissen)

1668 - 1874: Pflichtfeuerwehr

Vor der Gründung der freiwilligen Feuerwehr im Jahre 1874 gab es in Groß Gleidingen bereits seit langer Zeit eine Pflichtfeuerwehr. Jeder männliche Einwohner im Alter von 18 bis 59 Jahren war zur Hilfeleistung verpflichtet.

Schon 1771 besaß die örtliche Feuerwehr zwölf Ledereimer, sechs Handspritzen, zehn Feuerhaken und eine große Feuerleiter. Außerdem mußte jeder Hauswirt eine Dachleiter, Feuerhaken und Ledereimer bereit halten.

Aus dem Jahre 1781 wird berichtet, daß bei Bränden die Leute ihre Sauerkohl- und Fleischtubben auf Wagen stellten und damit das Wasser an den Brandherd fuhren.

Durch alte Urkunden sind zwei Großfeuer in Groß Gleidingen bekannt geblieben:

Am 17. November 1668 brannten "durch Gottes Verhängnis" (evtl. Blitzschlag) 5 Kothöfe von Kotsassen ab.

Noch verheerender wütete der zweite Großbrand im Jahre 1759.

Damals fielen die Brinksitzerstelle Nr. ass. 21 (Tetzlaff), die Schule, der Kothof Nr. ass 6 (Behrens), die Halbspännerhöfe Nr. ass. 16 (Becker) und Nr. ass. 17 (Heike-Cramm) sowie der Ackerhof Nr. ass. 18 (Wachsmuth) den Flammen zum Opfer.

Am Wohnhaus des Ackerhofes, das erst 1976 abgerissen wurde, erinnerte noch der Spruch: "Dies Haus hat nicht gebaut die Pracht, die Not hat's gebracht", an das furchtbare Ereignis.

Da in dieser Zeit auch in der Braunschweiger Region der Siebenjährige Krieg (1756 - 1763) tobte, kann der Brand durch die französische Besatzung entstanden sein.

April 1874: Gründung

Bis zur Neueinteilung 1874 arbeiteten die Groß Gleidinger und die Sonnenberger Feuerwehren eng zusammen. Sie nutzten alle Ausrüstung und Geräte gemeinsam, auch das in Sonnenberg stehende Spritzenhaus.

Aufgrund des Gesetzes vom 2. April 1874 wurde in Groß Gleidingen eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Ihr erster Hauptmann war Fritz Brandes. Zu den Mitgliedern zählten anfangs 19 Aktive. Außerdem gab es eine Ordnungsmannschaft, die sogenannten "Rotbänder" (wegen ihrer roten Armbinden). Diese wurden hauptsächlich an der Spritze als Ablösung zum Pumpen eingesetzt. Sie hatten außerdem für die Zuführung des Wassers zur Spritze zu sorgen. Neben den "Rotbändern" gab es auch "Weißbänder". Das waren ältere Männer. Sie hatten Unbefugte vom Brand fernzuhalten, gerettete Gegenstände zu bewachen und überhaupt für Ordnung zu sorgen.

1874: Der Feuerlöschbezirk 24

1874 wurde der neue Feuerlöschbezirk Nr. 24 Groß Gleidingen - Timmerlah - Broitzem gebildet. In diesem Bezirk mußte gegenseitig Hilfe geleistet werden. Jede Feuerwehr war aber verpflichtet, auch in den anderen Nachbardörfern bis zu einer Entfernung von 7,5 km zu helfen. Zum Einsatz spannte man in Groß Gleidingen seinerzeit 2 Pferde vor die Spritze. Auf der Spritze saß neben dem Kutscher noch ein Feuewehrmann, der die Alarmglocke läutete. Zwei weitere Pferde zogen den Mannschaftswagen, einen normalen Ackerwagen, der manchmal gleich von der Feldarbeit zum Einsatz kam. Um die Anspannung gerecht zu verteilen, wurde darüber genau Buch geführt. Es ging immer der Reihe nach. In der Gastwirtschaft hing gut sichtbar eine schwarze Holztafel, auf der mit Kreide geschrieben stand, welcher Bauer beim nächsten Einsatz die Spritze und welcher den Mannschaftswagen zu fahren hatte.

1874: Ausrüstung der Kameraden

Bei der Gründung 1874 wurden auch die Aktiven eingekleidet und ausgerüstet. Jeder bekam Helm, Mütze, Koppel und Zubehör und einen Uniformrock. Auf diesem Rock waren in Brusthöhe die roten Stoffbuchstaben GGF (Groß Gleidinger Feuerwehr) aufgenäht. Die 2 bis 3 Strahlrohrführer, sie hießen damals "Steiger", trugen als einzige der Wehr blankgeputzte Messinghelme. Steiger waren meistens von Beruf Maurer oder Zimmerleute. Der Melder hatte ein Signalhorn, womit er an verschiedenen Stellen des Dorfes seine Kameraden zum Dienst rief. Bei Brand im Orte wurde auch die Kirchenglocke geläutet. Vor Einführung der heutigen elektrischen Sirene benutzte der Melder schon eine Handkurbelsirene.

1874 - 1936: fahrbare Spritze

Bald nach der Gründung 1874 wurde für 1.725 Mark eine neue fahrbare Spritze mit Saugwerk vom Spritzenfabrikanten Pape in Braunschweig angeschafft. Diese Spritze hat 62 Jahre lang bis 1936 zur vollen Zufriedenheit der Feuerwehr ihren Dienst getan. Danach war sie noch lange Zeit als Zweitspritze einsatzbereit. Während des zweiten Weltkrieges wurde sie dann noch zu einem Leichenwagen umgebaut.

1874 - 1962: das erste Spritzenhaus

Schon bald nach der Neuaufstellung der Wehr 1874 wurde am Brinke in der Ortsmitte für 815 Mark ein neues Spritzenhaus gebaut. Bis 1962, also 88 Jahre lang, gehörte es zum vertrauten Ortsbild. Doch dann mußte es dem technischen Fortschritt weichen. Es wurde abgerissen und durch ein neues Feuerwehr-Gerätehaus mit Schulungsraum ersetzt. Früher wurde das alte Spritzenhaus manchmal auch zum Allzweckgebäude der Gemeinde umfunktioniert. Fundsachen aus dem Gemeindegebiet bis hin zu fremden Toten kamen erstmal dorthin. Der Gemeindevorsteher sperrte aufgrund seiner Polizeigewalt auch verdächtige Landstreicher und Räuber vorläufig in dem Gebäude ein, bis sie später dem Landgendarmen übergeben werden konnten.

1936 – 1945

1936 wurde eine Kleinmotorspritze "Müller-Döbeln" angeschafft. Die Zeit des Wasserpumpens per Hand war nun vorbei. Dieses zweirädrige Gefährt wurde an den Mannschaftswagen angekoppelt, der zuerst noch von Pferden, dann aber bald von einem Traktor gezogen wurde. Ein paar Jahre später machte die Groß Gleidinger Wehr wieder einen großen Fortschritt und war damit für einige Zeit den Nachbarwehren an Schnelligkeit überlegen. Sie konnte ein altes Lieferfahrzeug der Schlachterei Krentel erwerben und zu einem Mannschaftswagen ausbauen, an den dann auch die Spritze gekoppelt werden konnte.

Mit diesem schnellen und praktischen Gefährt hat die Freiwillige Feuerwehr Groß Gleidingen auch die Löscharbeiten während des zweiten Weltkrieges bewältigen können. Besonders in den Jahren 1943 bis 1945, als die Bombenangriffe immer intensiver wurden, gab es viel harte Arbeit für die Brandschützer.

So waren sie beispielsweise im Oktober 1943 bei einem Großeinsatz von drei Tagen und drei Nächten sogar in Hannover eingesetzt, wo besonders die Wülfeler Brauerei und Fachwerkhäuser in der Innenstadt zu löschen waren. In Braunschweig gab es Einsätze in der Gliesmaroder Straße und am Hutfiltern. Geholfen wurde auch in Waggum/Bienrode, Timmerlah, Leiferde und Geitelde.

Anfang 1944 mußte in Groß Denkte ein Sägewerk gelöscht werden. Nach einem Bombenangriff auf Hildesheim waren die Groß Gleidinger auch dort im Einsatz und bekämpften zusammen mit anderen Wehren das Feuer in der Stadt.

Am 30. Januar 1944 fielen dann Bomben direkt auf Groß Gleidingen, wobei das Wohnhaus des Feuerwehrkameraden Wilhelm Lüddecke total zerstört und der Bahnhof stark beschädigt wurde. Da durch die Sprengbomben kein Brand entstanden war, rettete die Feuerwehr Einrichtung und Mobiliar.

Nur vier Wochen später, am 28. Februar 1944, ereignete sich ein weiteres großes Kriegsunglück in Groß Gleidingen: Bei der Durchfahrt durch den Bahnhof war durch einen technischen Schaden der Fronturlauberzug Brest/Litowsk-Maastrich entgleist. Fast die Hälfte der Waggons war umgestürzt. Zu den ersten Rettern am nächtlichen Unglücksort zählten auch die Einsatzkräfte der Groß Gleidinger Feuerwehr. Die vielen Verwundeten mußten aus den Trümmern befreit und zuerst in den Nachbarhäusern ärztlich versorgt werden. Später wurden sie mit 24 Sanitätsautos in Braunschweiger Krankenhäuser gebracht. 13 Soldaten konnten aber nur noch tot geborgen werden.

Nach dem Großangriff auf Braunschweig am 15. Oktober 1944, bei dem fast die ganze Stadt in Schutt und Asche gelegt wurde bekam die Groß Gleidinger Wehr den Auftrag, den mit 6.000 Personen besetzten Bunker Okerstraße ständig mit Wasser zu bespritzen und zu kühlen, damit bei dem unerträglichen Feuersturm, der durch die Straßen raste, wenigstens die Menschen im Bunker am Leben blieben.

Als in der letzten Kriegszeit die allgemeine Situation immer kritischer wurde und auch die bisher zurückgestellten Männer zur Wehrmacht eingezogen wurden, stellte man in Groß Gleidingen eine weibliche Hilfsfeuerwehr-Mannschaft auf. Die etwa zehn jungen Mädchen trugen grüne Uniformen mit Käppi und wurden in regelmäßigen Dienststunden durch Brandmeister Otto Ehlers an der Spritze ausgebildet. Zum Glück kam bald das Kriegsende und die Mädchen wurden von einem Einsatz verschont.

1954 – 1974

Ein harter Schlag traf die Groß Gleidinger Wehr 1954 bei einem Scheunenbrand in Broitzem. Dort geriet der Brandmeister Hermann Dettmer unter eine einstürzende Wand und wurde schwer verletzt. Ein Bein mußte ihm danach amputiert werden. Mit eiserner Energie blieb er jedoch bis zu seinem Tode am 26. November 1956 weiter aktiver Brandmeister.

Im Jahre 1958 wurde eine neue TS8 Tragkraftspritze angeschafft, man konnte einen ausgemusterten Werkstattwagen des Bundesgrenzschutzes günstig erwerben und umbauen, so daß von da ab Spritze und Mannschaft in einem Fahrzeug fuhren. Dieses Fahrzeug hat 16 Jahre bis 1974 seinen Dienst getan.

Zum 100 jährigen Bestehen der Wehr wurde die TS8 von 1958 durch ein neues Fahrzeug Mercedes Benz LF8 mit Vorbaupumpe und eingeschobener Tragkraftspritze ersetzt.

Die Gebietsreform von 1974 brachte auch für die Feuerwehr Groß Gleidingen eine große Umstellung. Der alte, 100 jährige Bezirksverband mit Timmerlah und Broitzem wurde aufgelöst.

Groß Gleidingen kam politisch zum Landkreis Peine. Die Freiwillige Feuerwehr Groß Gleidingen bildet seitdem zusammen mit den Wehren der weiteren 16 Ortsteile der Gemeinde Vechelde die Feuerwehr Vechelde.

2006-2018

Im Jahr 2006 wurde das inzwischen 32 Jahre alte LF8 ausgemustert. Als erster Wehr der Gemeinde Vechelde steht der Gleidinger Wehr ein MAN TSF-W zur Verfügung.
Die im Jahr 2003 für das LF8 neu angeschaffte Tragkraftspritze wird im TSF-W weiterhin eingesetzt.

In der Silvesternacht 2006/2007 brannte in Alvesse ein Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem Dachboden gelagertes Stroh entzündete sich und erforderte wegen starker Rauchentwicklung massiven Einsatz von Atemschutzgeräteträgern. Von den 17 Wehren der Gemeinde Vechelde waren 14 im Einsatz.
Die Gleidinger Wehr war mit 6 Kameraden vor Ort, 3 Gleidinger Kameraden waren unter Atemschutz mehrfach im Einsatz.

Seit 2007 sind wir im world wide web online erreichbar.

Die fensterlosen, schwarzen Holztore am Feuerwehrhaus wurden 2009 entfernt. Die Fahrzeughalle wurde mit einem elektrischen Rolltor, der Mannschaftsraum mit Tür und Fenstern ausgestattet. Eine Außenlampe erhellt den Bereich vor dem Feuerwehrhaus.

2011 wurde auf „stille Alarmierung“ umgestellt. Statt mit der Sirene werden die Kameraden über Funk-Melde-Empfänger (FME) zum Einsatz gerufen. Im Jahr 2014 konnten gebrauchte Spinde erworben werden. Frisch in rot lackiert kann nun jeder Kamerad seine persönliche Ausrüstung lagern.

Auf facebook kann man uns seit 2014 folgen.

Die seit 6 Jahren verstummte Sirene aus dem Jahr 1962 wurde schließlich im Jahr 2017 abmontiert. Seit Ende 2017 können die Kameraden neben FME auch per smartphone app alamiert werden.

2019 Doppelmitgliedschaft

Die Neonröhre am Eingang wurde 2019 durch Bewegungsmelder und LED ausgetauscht. Nun beleuchten wir nicht mehr die ganze Straße.

Viele Wehren haben seit Jahren Probleme, neue Mitglieder zu werben. Im Internet- und Streamingzeitalter verbringen immer mehr Menschen ihre Freizeit in den eigenen vier Wänden. Auch die Gleidinger Wehr hat Probleme, die sog. Mindeststärke zu halten.
Die Gemeindefeuerwehr reagiert darauf mit geänderten Alarm- und Ausrückeordnungen (AAO): zur schwachen Tageszeit, wenn viele Kameraden auswärts arbeiten, rücken bei Alarm die Wehren des Löschbezirks Ost gemeinsam aus. So ist die Tagesalarmsicherheit gewährleistet.
Eine weitere Variante ist die Doppelmitgliedschaft. Kameraden können in 2 Wehren Mitglied sein. Groß Gleidingen und Timmerlah haben sich 2019 auf gegenseitige, freiwillige Doppelmitgliedschaft verständigt. Kameraden aus Timmerlah kommen zu Einsätzen der Gleidinger Wehr, Kameraden aus Gleidingen fahren zu Einsätzen nach Timmerlah.

2020 Corona

Ende 2019 wurde in China ein neuer Virus entdeckt: COVID-19.
Trotz Quarantäne der Millionenstadt Wuhan kam es zu einer weltweiten Pandemie.
Seit 13. März gibt es einen Feuerwehr-Shutdown in der Gemeinde Vechelde: keine Treffen, keine Dienste, keine Versammlung: also auch kein Osterfeuer.
Seit 23. März gilt ein bundesweites Kontaktverbot: Man darf sich nur mit einer weiteren Person treffen, die nicht zum eigenen Haushalt gehört.
In der Folge steht die Wirtschaft still: nur systemrelevante Betriebe bleiben geöffnet. Alle Anderen schließen: Schulen, Kitas, Kirchen, Restaurants, Hotels, Kaufhäuser, Konzertveranstaltungen und viele mehr.
Erste Lockerungen ab 20. April: Geschäfte kleiner 800 Quadratmeter dürfen öffnen.
Seit 27. April gilt eine Mundschutzpflicht: Nase und Mund müssen beim Einkaufen bedeckt sein. Mind. 1,5 Meter Abstand sind zu anderen Personen einzuhalten.
Gerichte bemängeln inzwischen die seit Wochen anhaltenden Einschränkungen der Grundrechte.